OESTRICH-WlNKEL. Er will dieses Jahr
noch unter die besten 600 Tennisspieler der Welt. Dafür gibt Niklas
Schell alles. Täglich steht er drei bis vier Stunden auf dem Platz,
macht Krafttraining und fährt oft mehrere
Hundert Kilometer von Turnier zu Turnier. Vergangenes
Wochenende waren es nur knapp 20 Kilometer. In Oestrich-Winkel siegte
Schell im Finale des erstmals ausgetragenen deutschen Ranglistenturniers
gegen Patrick Zahraj vom TEVC Kronberg 6:3, 6:0. „Wenn man so viel
herumkommt, ist es schön, auch mal zuhause zu spielen“, sagt der
19-Jährige. Schell wohnt in Wiesbaden und spielt seit Januar für den TC
Bad Vilbel. Davor wurde er mit dem Wiesbadener THC mehrfach
Junioren-Hessenmeister und stieg mit der Herrenmannschaft in die
Regionalliga auf. „Ich hänge an Wiesbaden. Aber als Profi muss man
sehen, wo man bleibt“, sagt Schell. Das bedeutet Punkte sammeln und Geld
verdienen. Derzeit belegt Schell Platz 1240 der Weltrangliste. Damit hat
er sich in gut einem Jahr um 326 Plätze nach vorne gekämpft. Ende
September des vergangenen Jahres war er auf Platz 1566. Die Karriere im
Profisport begann direkt nach dem Realschulabschluss vor eineinhalb
Jahren. Seitdem trainiert er mit Thomas Kilbert, dem Geschäftsführer des
Hessischen Tennis-Verbandes.
Die Ranko Open in Oestrich-Winkel lockten am Ende nicht nur
mit Punkten für die Deutsche Rangliste - auf Platz 77 der Deutschen
Rangliste war Schell klarer Favorit - sondern auch das Preisgeld von
insgesamt 2000 Euro - davon 1000 Euro für den Sieger. Denn das Reisen
kostet viel. Schon am Montag ging es weiter nach Trier zu einem Turnier
der sogenannten Future-Tour, der niedrigsten Kategorie im
Profi-Tennissport, um Punkte für die ATP-Weltrangliste zu sammeln.
Oestrich-Winkel sei dafür die ideale Vorbereitung gewesen. „Eine gute
Möglichkeit, gute Matches
zu spielen.“ Und diese Matches wurden von der Turnierleitung um
Sportwart Frank Zimmermann
gebührend zelebriert. Mit Musik und Lautsprecheransage liefen die
Finalisten am Sonntag vor über 200 Zuschauern ein - und schenkten sich
bei gefühlten 40 Grad in der Sonne keinen einzigen Punkt. „Die
Temperaturen waren brutal“, sagt Zimmermann. Dennoch habe sich kein
Spieler beschwert. „Es gab viel positive Resonanz von Spielern und
Besuchern. Aus jetziger Sicht muss das Turnier in Zukunft so
weitergeführt werden.“
Ein Wahres Nach-Hause-Kommen waren die _Ranko Open für Niklas Heil. Der
20-Jährige aus Eibingen hat seine ersten Erfahrungen im Tennis in Winkel
gesammelt und ist erst vor Kurzem zum BTC Grün-Weiß Wiesbaden
gewechselt. In Biebrich will er sich weiter verbessern. Das
College-Tennis in Florida habe ihn bereits enorm weitergebracht. In
Oestrich-Winkel musste Heil gleich in der ersten Runde nach einem engen
Match gegen Niklas Koch vom TC Blau-Weiss Lechenich eine Niederlage
einstecken. „Ich habe nicht hundert Prozent abrufen können“, analysierte
er nach dem Spiel. Denn der Rheingauer ist zurzeit im Prüfungsstress,
steht kurz vor seinem Collegeabschluss. „Das ist natürlich frustrierend.
Aber es ist schön, hier zu spielen, wo man so viel Unterstützung
bekommt. Bis er den Abschluss in Finance hat, heißt es büffeln am
Schreibtisch. In dieser Zeit fährt Namensvetter Schell weiter von
Turnier zu Turnier auf der Jagd nach den heiß begehrten
Ranglistenpunkten.
Bericht von Lisa Bolz (Wiesbadener Kurier)
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