Auch wenn der Segen des Präsidiums des Hessischen Tennis-Verbandes (HTV)
noch fehlt, die Entscheidung ist gefallen: Der regulär gespielte dritte
Satz gehört der Vergangenheit an. An seine Stelle tritt ab der kommenden
Saison der so genannte Champions-Tiebreak bis zehn – und das in allen
Alters- und Leistungsklassen von der Jugend über die Aktiven bis zu den
Senioren, bei denen diese Regelungen bereits seit einigen Jahren
(Damen/Herren 50 und älter) praktiziert werden.
Trotz lautstarker Proteste vieler Spieler und einer groß angelegten
Unterschriftenaktion sprach sich der Erweiterte Sportausschuss des HTV,
dem auch die jeweiligen Bezirkssportwarte angehören, auf seiner jüngsten
Sitzung in Offenbach für die Neuregelung aus. Der Rest ist Formsache. „Ich
gehe nicht davon aus, dass sich das Präsidium auf seiner Sitzung am 22.
September den Argumenten für eine Änderung der Wettspielordnung, die
vorläufig für zwei Jahre auf Probe in Kraft treten soll, verschließen
wird", sagt Klaus-Günther Mewes, hauptamtlicher Sportsekretär des HTV.
Wichtigstes Argument der Verantwortlichen: Die Gesamtspieldauer bei
Mannschaftswettbewerben von bis zu zehn Stunden soll deutlich verkürzt und
damit den seit Jahren rückläufigen Meldeergebnissen entgegen gewirkt
werden. „Kaum' jemand ist doch heute mehr bereit, für sein Hobby den
ganzen Samstag oder Sonntag zu opfern", betont Mewes und verweist auf das
Beispiel Bundesliga. Hier wird ab der kommenden Saison der dritte Satz
nicht nur als Champions-Tiebreak gespielt, sondern zudem - nicht zuletzt
aus Kostengründen – auch noch die Mannschaftsstärke von sechs auf vier
Spieler reduziert. Eine Maßnahme, die auch beim HTV schon seit längerem
diskutiert und im Kreis Marburg als Modellversuch praktiziert wird,
zumindest im kommenden Jahr allerdings noch nicht flächendeckend umgesetzt
werden soll. Mewes: „Das wäre in der Kürze der Zeit auch gar nicht mehr
möglich gewesen".
Obwohl ursprünglich davon ausgegangen war, dass die Neuregelung lediglich
in der Altersklasse 30 und 40 eingeführte werden solle, hatte bereits
diese Überlegung für erheblichen Unmut auch unter den Sportwarten der drei
großen Wiesbadener Tennisvereine gesorgt. Während die Einführung eines
Champions-Tiebreak nach Auffassung von Stephan Metzner (WTHC) „den
Spielcharakter völlig verändert", sprach Bertrand Kaus (BTC Grün-Weiß) von
einem „Lotteriespiel", das gerade jene ambitionierten Spieler beträfe,
„die Wert auf körperliche Fitness legen". Mark Reischmann (TC Blau-Weiß)
schließlich erklärte gar, dass er eine solche Änderung der
Wettspielordnung für kontraproduktiv halte: „Damit wird man einigen
Spielern die Lust endgültig nehmen".
Eine Befürchtung, die sich zu bestätigen scheint, nachdem bekannt wurde,
dass auch die Aktiven von der Neuregelung nicht ausgenommen sind. „Ich
weiß gar nicht, wer sich einen solchen Unsinn ausdenkt. Da höre ich lieber
gleich auf", erklärte der frühere Zweitliga-Spieler von BTC Grün-Weiß,
Patrick Pesch, der mit der Mannschaft vom Henkellpark gerade erst wieder
in die Hessenliga aufgestiegen ist.
In der HTV-Zentrale in Offenbach scheint man derweil gegen solcherlei
Kritik resistent zu sein. Mewes: „Bei der Einführung der zweigeteilten
Medenrunde haben auch alle aufgeschrieen. Später mussten wir uns darin von
den gleichen Leuten fragen lassen, warum wir diesen Schritt nicht schon
viel früher gegangen sind."
Artikel aus Wiesbadener Kurier
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