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Ranko-Open: Nuancen machen den Unterschied

Warum sich Vorjahressieger Niklas Schell bei Ranko Open beugen muss und das Turnier des TC Oestrich-Winkel nicht weiter wachsen kann.

Finale Ranko-Open 2019

Fairer Verlierer: Niklas Schell (rechts) gratuliert Michal Franek zum Sieg der 3. Ranko Open in Oestrich-Winkel.

OESTRICH-WINKEL - Am Ende waren es Nuancen, die Niklas Schell vom TC Bad Vilbel von der Titelverteidigung bei den Ranko Open des TC Oestrich-Winkel trennten. Kleine Unaufmerksamkeiten beim Aufschlagspiel, die der elf Jahre ältere Konkurrent Michal Franek vom TC BW Dresden-Blasewitz eiskalt ausnutzte. Und so musste sich der 20-jährige Wiesbadener Schell im Finale des deutschen Ranglistenturniers in zwei Sätzen mit 4:6 und 4:6 geschlagen geben. Als Zweitplatzierter bekommt er 700 Euro Preisgeld, für Sieger Franek sind es 1000 Euro. Varun Venkat vom TC Blau-Weiß Schwetzingen erhält nach Absage von Jelle Ackermann (TC Gensingen), der im Spiel um Platz drei verletzungsbedingt passte, noch 300 Euro.

Doch es ist nicht nur das Preisgeld, das die Sportler zu den Ranko Open lockt. „Es ist die Atmosphäre. Es tut gut, hier in der Umgebung zu spielen“, sagt Schell. Bis Januar 2018 spielte Schell beim Wiesbadener THC, wurde mehrfacher Junioren-Hessenmeister und stieg mit der Herrenmannschaft des WTHC in die Regionalliga auf. Aktuell belegt er Rang 60 der Deutschen Rangliste, holte für Bad Vilbel in der abgelaufenen Hessenliga-Saison sieben Siege in seinen acht Einzeln und war auch gegen den an Position zwei gesetzten Franek (Platz 76 der Deutschen Rangliste) als Favorit auf den Platz gegangen. „Man muss Schritt für Schritt gehen und versuchen, sich jedes Jahr weiterzuentwickeln“, beschreibt Schell den mühsamen Weg in den Profi-Sport und „bis man davon leben kann“. Um sich mit Tennis sein Leben finanzieren zu können, müsse er aber unter die Top 100 besten Tennisspieler der Welt kommen. Daran hält der Wiesbadener fest. „Ich will so viele Spiele machen, wie möglich und dann sehen, was geht.“

Bei den 3. Ranko Open des TC Oestrich-Winkel ging jedenfalls einiges. „Um Längen das beste Spiel des Turniers“, freute sich Vorsitzender Oliver Mäske ob der hohen sportlichen Qualität des Endspiels. Bis auf den letzten Stehplatz war die schattige Terrasse mit Zuschauern gefüllt. „Wir machen auf jeden Fall weiter. Unser Ziel ist es, die Ranko Open fest zu etablieren“, sagte Mäske. Zwar könne das Turnier von der Anzahl der Spieler her nicht mehr viel weiter wachsen. Die Veranstalter begrüßten mit 31 Teilnehmer sechs Spieler mehr als noch im Jahr zuvor. „Trotzdem wollen wir immer professioneller werden“, betonte Mäske. „Die nächste A-Stufe werden wir aber nicht in Angriff nehmen. Das Turnier muss für uns als Verein organisierbar bleiben.“ Außerdem bräuchte es dann mehr Siegprämie. „Und wir wollen die Ranko Open auch weiter ausrichten können, selbst wenn uns mal ein Partner wegfallen sollte“, so Mäske.

Die Organisation und das „ganze Drumherum“ kam bei den Teilnehmern gut an. „Man hat hier die Möglichkeit, Erfahrungen gegen Spieler aus den Top 100 Deutschlands zu sammeln“, war etwa Nico Ritz vom TuS Eintracht Wiesbaden mit seinem dritten Platz in der Nebenrunde zufrieden. Derweil geht für Niklas Schell die Reise über die nationalen und auch internationalen Tennisplätze weiter, um den nächsten Schritt der Profi-Karriere zu machen.

von Lisa Bolz, Sportredaktion Wiesbadener Kurier
06. August 2019



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